Tradition……wer bestimmt das?


Tracht und Tradition

Ein Thema, daß zu endlosen Diskussionen führt. Ein Thema, bei dem man faktisch zu keinem Ergebnis kommt (oder kommen will).

Ich sage nur……..

  • Taschenuhr vs. Armbanduhr
  • Lange Haare vs. kurze Haare
  • Tattoos und Tracht
  • Ohrringe zur Tracht (speziell bei Männern)

Was ist Tradition….und vor allem, wer bestimmt es denn? Das war mal im Verein bei einem Vortrag die Frage. Und es stimmt doch….der Mensch bestimmt es. Man hört immer wieder das „aber damals“. Und hat immer das Gefühl, man ist in der Zeit beim Josef Vogel, Lehrer und Gründer der Trachtenbewegung, der 1883 im Stammtischgespräch die Gründung eines Vereins vorgeschlagen hat, stehen geblieben ist.

Jeder kennt ihn…den Leitpruch „Die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“. Ist es wirklich so?

Taschenuhr vs. Armbanduhr

Der „heutige“ Trachtler ist ja immer noch brav und traditionell mit der Taschenuhr ausgerüstet. Armbanduhren sind verpönt. Zeigen ja auch die Vereinstrachtenbestimmungen. Aber warum?

Die Armbanduhr gibt es seit 1812. Ein gewisser Abraham-Louis Breguet hatte sie für Königin Caroline Murat auf Wunsch angefertigt. Im gesellschaftlichen Leben kam sie Ende des 19. Jahrhunderts an….für Damen. 1904 entwarf Louis Cartier die „Cartier Santos“ als erste Armbanduhr. Weil Taschenuhren, vor allem im militärischen Bereich, unpraktisch war.

Die Haarpracht

Auch hier gibt es, vor allem in den Vereinen, klare Vorgaben in Bezug auf Länge und vor allem auf Schnitt. Vor allem bei den Frauen. Kurzhaarschnitt? Geht gar nicht. Da muss es das lange Haar sein. Denn es MUSS ja die Flechtfrisur sein. Und wenn die Frau von heute kurze Haare hat? Dann wird mit Schopfpolster und Haarteilen der Trachtenbeschreibung nachgeholfen und ihr etwas verpasst, daß nicht sie ist.

Hierzu habe ich vom Bezirk Oberbayern auf eine Mail von mir auch eine Antwort erhalten.

Tattoos

Auch hier muss man sagen….dieser Körperschmuck ist heute in der Gesellschaft angekommen. Was zu Zeitpunkt vom Josef Vogel halt nicht war. Und auch lange Zeit nach ihm nicht. Galt das Tattoo doch lange Zeit als Symbol für Seefahrer und Knackis.

Ohrringe (speziell bei Männern)

Interessant finde ich hier einen Bereich im Werdenfels Museum in Garmisch-Partenkirchen. Da geht`s um Schmuck….und eben auch um Männerschmuck. Und hier ausgestellt sind Ringe und Ohrringe.

Und auch Kurfürst Max I, Joseph von Bayern, trug spätestens seit 1785 am rechten Ohr einen goldenen Ohrring.

Ich verstehe schon auch die „andere“ Seite der Medaille. Wo fängt man an…..wo hört man auf? Sieht man ja auch schon bei den sog. Dirndldesigner. Was es da teilweise für Auswüchse gibt und dann als TRACHT angepriesen wird. Für mich nicht mal unter der Rubrik „Boarischs Gwand“ gehörig.

Trotzdem sollte man sich auch die Frage stellen, wie würde der Lehrer Josef Vogel heute im Trachtenverein sein? Vielleicht sogar mit langen Haaren, Tattoo, Armbanduhr und Ohrring.